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Storys aus Brasilien
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Jessica Wiehl, Glaskunst, Fimo,
Polymerclay
2009

Februar/Mai 2009

 

Mit beinahe drei Monaten Verspätung, aber besser als nie schicke ich nun meinen Karnevals Bericht auf den Weg...

Kurzentschlossen sind wir nach Rio aufgebrochen um den Karneval dort zu verbringen und gebührend zu feiern. Denn wer in Brasilien lebt, sollte ja den Event schlecht hin nicht verpassen.

Karneval in Rio ist in grob zwei Teile unterteilt. Die Strassenfasnacht, bei der Guggenmusikähnliche Umzüge in den Strassen stattfinden und am Strassenrand heisse Würste und kalte Getränke verkauft werden und die berühmte Sambaparade im Sambodromo. Was viele nicht wissen, die Parade im Sambodromo ist nicht nur eine Parade sonder sie ist ein Wettkampf.

Jede Sambaschule wählt jährlich ein Thema aus, nach diesem werden dann die Festwagen dekoriert, die Kostüme hergestellt. Danach werden Choreographie, Rhythmus, Zusammenspiel der Gruppe etc abgestimmt...Die meist prächtig kostümierten Könige, Königinnen, Prinzessinen, Baianas haben das ganze Jahr über hart gearbeitet um sich die Kostüme leisten zu können, die sie nun für nur wenige Stunden tragen werden.
Jedes Jahr steigt eine Schule - alle sind wie beim Fußball in vier Ligen aufgeteilt, mit der besten Punktzahl von der ersten Liga in die Grupo Especial auf.  Für die Gewinner der Grupo Especial gibt es einen Geldpreis, wichtiger ist allerdings die Ehre, Mitglied einer der Gewinnerschulen zu sein.
Die Reihenfolge der Auftritte wird durch das Los bestimmt, es treten pro Abend jeweils 6 Schulen mit ca. 3000 bis 5000 Teilnehmer auf. Diese sind aufgeteilt in bis zu 40 Blöcke (verschiedene Kostüme) mit 5 - 8 Festwagen die aus Sicherheitsgründen von Hand gezogen werden müssen. Die Schulen haben genau 82 Minuten Zeit für ihre Paraden, ein über oder unterschreiten des Zeitlimits kostet wertvolle Punkte. Man merke das Tor muss zu sein!!! Doch dazu später mehr...
Bewertet werden unter anderem die rhythmische Präzision der Trommler, die Art und Weise in der Gesang, Tanz und Trommelspiel aufeinander abgestimmt sind, künstlerische Umsetzung des Themas, die Präsentation des Fahnenträgers und wie harmonisch die Schule insgesamt aufeinander abgestimmt ist.

Auf den Tribünen des nach Plänen von Oscar Niemeyer 1984 in nur 120 Tagen erbauten Sambódromo im Stadtteil Estácio haben 88.500 Zuschauer Platz. Die Paraden beginnen in der 700 Meter langen Arena jeweils um 21 Uhr und dauern pro Festtag etwa 10 Stunden. Das bedeutet, dass die letzte Parade bereits im Licht des folgenden Morgens durchgeführt wird.

Am Aschermittwoch gegen Mittag findet dann die Punkteauszählung (40 Punktrichter, jeweils 4 für die 10 Bewertungskategorien) statt, die in den TV-Kanälen im ganzen Land live übertragen wird. Die Siegesfeier wird wie bei einer Fußball-Weltmeisterschaft mit Feuerwerk und Freudenfesten der siegreichen Escola de Samba gebührend gefeiert. Auch die, die den zweiten oder dritten Platz belegt, bekommt Geld in die Vereinskasse.

Soviel nun mal zu den Fakten…

 

Unser Trip begann in Campinas, zum ersten Mal sind wir mit dem  Auto nach Rio gefahren. Mit unseren Bekannten Verena und Bernd und dem TomTom gings los. Da die Männer der Ansicht waren und Frauen wäre es eh nur langweilig mussten wir kleine Schnitzelchen, Fleischküchle, Käsespieße, Muffins etcfür die ca 6 stündige Fahrtvorbereiten.

Im Vorfeld hatten wir schon sitzkissen fürs Sambodromo besorgt, denn wer hält schon 6-8 Stunden sitzen auf Beton aus??

Außerdem natürlich haben wir bei Aurelio, einem Tourguide aus der größten Favela in Rio unsere Eintrittskarten und denTransfer zur Parade gebucht. Nachdem er fragte wann er uns abholen soll, meinten wir dann 18 Uhr, dann meinte er viel zu früh 20 Uhr, wir dann wieder viel zu spät… Dies ging einige Tage per email hin und her und zu guter Letzt musste unsere sprachlehrerin noch eine mail schreiben um sehr deutlich zu machen, wann wir wo abgeholt sein wollen und warum…typisch brasilianisch eben.

Nach der Fahrt, auf der alles super gut geklappt hat, waren wir also in unserem Hotel in Rio, Stadtteil Barra da Tijuca. Aufgekratzt von der Fahrt haben wir dann mal an einer kleinen Strandbude, ein, zwei, viele Caipirinhas zu uns genommen und so wurde es zu einem feucht, fröhlichen Abend.

Am nächsten Tag das böse erwachen… Kreislauf und Kopf waren nicht so die besten. Aber trotzdem haben wir (Verena, Bernd und ich) und auf den Weg gemacht um das Cordao da Bola Preta, der berühmteste Straßenkarnevalszug Rios, anzuschauen.

 Nach dem wir mit dem Taxi in Rio-City waren, haben wir vor lauter Menschen den Umzug nicht mehr gesehen. Es waren rund eine Million Menschen zu diesem Umzug gekommen, nach kurzer Zeit im Gemenge haben wir entschieden nicht mehr weiter zu gehen, denn es war knalle heiß. Wir also wieder in ein Taxi, das von weitem super aus sah, von nahem leider nicht…

Das Taxi fuhr los, der Fahrer schien sehr schlecht zu sehen, das Auto scheppert und kleppert und mitten auf einer 4 spurigen Straße bleibt es stehen. Nach einigen Versuchen das Auto wieder zu starten fragt der Fahrer dann ob wir nicht schieben helfen würden… Ich gebe zu bedenken, 4 spurige Straße in Rio… Wir der Ansicht dass er das Auto wohl an der Seite haben will und somit auch zugestimmt zu schieben. Aber von wegen Banane. Unter Anfeuerung von anderen Verkehrsteilnehmern schieben wir das Taxi an. Wir Damen hatten einen Haarreif mit Pfeifenputzerhörnchen und Pompons im Haar, Bernd einen fasnachtlichen Hut… Touris die ein Taxi schieben, ein Bild für Götter.

Nun denn wir schieben, das Auto läuft, der Fahrer macht allerdings keinen Anschein an die Seite zu fahren. Wir dann also wieder hinein in die Kiste. Diese Fahrt wurde  nun zur nervenaufreibendsten Fahrt die wir je hatten. In den Tunneln, die eh schon schlecht beleuchtet sind ging das Licht vom Auto aus, die Bremsen waren so abgefahren dass das Auto nicht wirklich anhielt. Und dazu noch wollte er an roten Ampeln nicht halten aus Angst das Auto springt dann nicht mehr an… Mitten auf dem Weg viel zu guter Letzt das Taxameter noch aus… Kurz und Gut – ein Klasse Trip.

 

Danach hieß es nun erstmal Relaxen und für den Abend im Sambodromo vorbereiten.

Pünktlich wie die Maurer stehen wir Abends vor dem Hotel und warten auf unseren Transfer. Etwas nervös sind wir ja, denn immerhin haben wir von jemandem gekauft den wir nicht kannten und der zu allem hin noch in der größten Favela in Sao Paulo wohnt. Es verstreichen Minuten die wie Stunden sind und es kommt niemand… Unsere Männer schon am rumunken… Nach 20 Minuten (wenig Zeit für Brasilianer, viel Zeit für uns…) rufen wir Aurelio an. Der meinte dann, Meiko müsste euch holen und ansich schon bei euch sein, wartet kurz ich ruf an. Sprachs und aufgelegt hats… Nach erneutem Warten, rufen wir also wieder Aurelio an… Handy ausgeschaltet… Komisch, komisch… Vor unserem geistigen Auge sahen wir dann die Sambaparade an uns vorrüber ziehen, allerdings ohne live dabei zu sein… Nach erneutem Warten, ruft dann der gute Meiko an, er wäre gleich da. Das war er dann auch, aber ohne unsere beiden Taxis… Nach wieder etwas über 20 Minuten kamen dann die Taxis und los ging es ins Abenteuer. Zu guter letzt waren wir mit ungefähr einer Stunde 15 Minuten Verspätung auf dem Weg. Angekommen im Sambodromo sahen wir dann allerdings ein nahezu leeres Stadion… Denn irgendwie wollte niemand so früh da sein… Wir dann auf unsere Tribüne, gute Plätze gesucht und den Dingen geharrt die da kommen.

 

Nach und nach wurde es voll und um 21 Uhr gings es dann auch mit der ersten Schule los. Wir waren beeindruckt von den Farben, der Musik der guten Stimmung auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt die Regeln noch nicht verstanden haben. Um uns herum füllten sich die Plätze mit Brasilianern, die mit Kühltaschen mit Essen und Getränken angerückt sind. Die 4 Leute um uns herum schienen echte Karnevalsveteranen zu sein. Jeden der Liedtexte mitsingend, ein Tuch schwenkend und einfach von tiefstem Herzen mitfiebernd kam es dann dass sie voller Ekstase mit dabei waren, und als eine Schule immer schneller und schneller lief, die Musik schneller und schneller spielte ,wurden sie immer aufgeregter und aufgeregter. Doch warum? Fragten wir uns… Ganz einfach, das Tor muß zu, das riefen und sagten sie immer und immer wieder, macht das Tor zu, macht das Tor zu… Das Schnuffeltuch wurde zum Schweiß abwischen, Nase schnäuzen, im Takt mitschwenken und Bier von anderen Menschen abwischend, die man aus Versehen bespritzt hatte benutzt…

Nach diesem mitfiebern mussten wir doch fragen warum das Tor zu muß, wie viel Zeit man denn hat und wofür man denn Plus oder Minuspunkte bekommt… Freundlich und hilfsbereit wurden wir aufgeklärt. Jedoch sah man den vieren die Verwunderung an, wie man so wenig über den Karneval und seine Regeln wissen kann.

Nach jeder Sambaschule wurde der Paradeweg wieder gesäubert, damit alle gleiche Voraussetzungen haben. Die Müllmänner liefen in orange auf, mit Besen wurde Konfetti beseitigt und auch der ein oder andere Müllmann hat dann noch eine kleine Sambanummer aufs Parkett gelegt… Die 5 Minuten Ruhm des kleinen Mannes. Nun ja, in den Pausen hieß es dann für uns Getränke holen, Eis kaufen oder Burger holen um gestärkt die nächste Schule an zu schauen…

Nach 8 der 10 Gruppen um 2 Uhr nachts haben wir uns dann auf den Weg zurück ins Hotel gemacht. Es war rundherum ein klasse Abend. Fürs nächste Mal merken wir uns jedoch… Dickere Sitzkissen, Kühltasche mit Essen und Getränken und noch mehr vorschlafen, dann kann man der Party auch bis morgens um 5 beiwohnen…

Die nächsten Karnevalstage haben wir am Strand verbracht und relaxt. Jedoch habe ich mir fest vorgenommen nächstes Jahr bei der Parade mit zu laufen und an einem anderen Tag eine der Top Schulen anzuschauen.

Ich lege Euch wirklich ans Herz, wenn ihr die Chance habt, einmal Karneval in Rio mit zu machen.

Oh ja, ein enormer Vorteil ist… Es ist heiß an Fasnacht… Man braucht sich gar keine Gedanken machen welches Kostüm man trägt und was man  drunter anhat… Je dünner je besser und im Zweifelsfall einfach TShirt und kurze Hose anstatt Schneeanzug und Mütze und Schal.

Wer weiß, vielleicht sind wir ja nächstes Jahr ja nicht nur live dabei sondern auch Mittendrin :-)

 

 

 

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