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Storys aus Brasilien
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Jessica Wiehl, Glaskunst, Fimo,
Polymerclay
2008

April 2008

Ein Hallo aus Brasilien…

 

Mittlerweile sind wir jetzt ja schon wieder drei Wochen hier, nach den letzten hektischen Tagen in Deutschland war es schon erstmal ein „Kulturschock“ auf die brasilianische Gelassenheit zu treffen. Man muss sich zwingen langsam zu laufen, denn sonst fällt man extrem auf im deutschen Stechschritt… Sätze wie fica frio – bleib cool, tudo vai dar certo – wird schon alles werden, hört man von allen Seiten zu allen Gelegenheiten.

Nach einem superlieben Empfang mit Feijoada (Bohneneintopf, Nationalessen hier) von Vera meiner Glaslehrerin und Ricardo unserem Tanzlehrer, die spontan eine Caipirinha Party organisiert haben, sind wir also offiziell wieder hier gelandet.

Eine Wohnung hatten wir quasi nach einem Tag schon organisiert, nur liegt der Mietvertrag jetzt irgendwo im tiefen Tal zwischen Bosch und dem Makler… aber fica frio, tudo vai dar certo. Da wir leider die brasilianische Gelassenheit noch nicht ganz in uns aufgenommen haben, lässt es uns nicht komplett kalt.

Nachdem unsere Führerscheine dann durch die Polizei hier gestempelt waren und per Motoboy (verrückter Lieferservice auf Mofa) zu uns kamen haben wir uns dann einen Mietwagen geholt. Thor wollte alles außer einem Fiat Palio in silber mit einem ein Liter Motor, dreimal raten was wir haben… Silberner Fiat Palio mit 1.0 Liter… Fica frio…

Der nächste Schritt war ein TomTom Navigationssystem zu kaufen, denn seit 27.Februar ist es auf dem Markt für Brasilien. Das war gemeistert und danach ab zum Strand. Das zweite Wochenende in Brasilien haben wir dann also in Guaruja verbracht und dank TomTom war es das erste Mal dass wir uns nicht verfahren haben!!!

Diese Reise hat mich wieder zu einem Punkt gebracht, den ich schon letztes Jahr im Kopf hatte… Ich wollte Euch mal teilhaben lassen an den Erlebnissen und Situationen in die man auf einer brasilianischen Autobahn kommen kann… Dies sind Punkte die uns vom ersten Mal Autobahn fahren hier  aufgefallen sind. Los geht’s also…

 

Ihr steigt also in Euer Auto um zu verreisen. Ihr habt die Wahl zwischen einem schwarzen oder einem silbernen Auto, was andres gibt’s nicht, denn jede andere Farbe schreit KLAU MICH!!! Nun denn, ihr sitzt in eurem GOL oder PALIO 1.0 Liter Motor und die erste Frage die ihr zu beantworten habt ist also, fahren wir den Berg hoch oder schalten wir die Klimaanlage an. Diese Frage beschäftigt Euch auf eurer Reise ungefähr hunderttausend Mal, bei Bergen, Überholmanövern…

Auf der Autobahn angekommen, denkt man sich schnelles Reisen wäre nun möglich. Stellt bitte das deutsche denken aus… Kein Auto hier hat Power, auch wenn es so heißt (gibt einen GOL Power). Nun bei einer Geschwindigkeit von 100 bis 120 Km/H fühlt man sich aber trotzdem wie in einem Rennwagen. Im Allgemeinen haben die Autos weder ABS noch ESP, was ist Servolenkung???, noch Reifen mit Profil.

Kleinere Schlaglöcher auf der Straße sind normal, diese können aber schon mal die Größe von einem Umzugskarton haben, oder aber auch einfach mal einen Teil einer Spur einnehmen. Das ist ungefähr so wie wenn man in Deutschland den Belag abschleift um einen neuen drauf zu machen. Nur dass hier eben kein neuer kommt.

Wir brausen also mit 100 km/H über die Autobahn, immer ein Auge auf die Schlaglöcher und stellen uns gerade die Frage ob es hier wohl auch Verkehrsfunk am Radio gibt als wir quasi eine Vollbremsung hinlegen müssen, weil ein Getränkelaster gerade seine Fracht auf einen zweiten Laster umlädt. Nun dies geschieht, auch wenn ihr es nicht glauben wollt, auf dem Standstreifen, der allerdings meist auch zum fahren benutzt wird und auf der rechten Spur. Man merke sich auch drei spurige Fahrbahnen sind grundsätzlich 4-5 spurig… Stört es jemanden… Nein, denn warum denn auch, wir nehmen es also mit brasilianischer Gelassenheit, fragen uns noch kurz wie die Sauerei aussehen würde wenn da jetzt ein anderer Laster reinkracht, das ganze Cola auf der Straße… Warum haben die nicht einmal ein Warndreieck hingestellt?? (Die Antwort werden erst ca. 5 Monate später bekommen.)

Inzwischen haben wir die Grenze von Sao Paulo erreicht, Favelas aus Stein und Karton, rechts und links der Straße. Daran dass die Leute auf den Autobahnen laufen und Fahrrad fahren haben wir uns schon gewöhnt. Nun beginnt aber auch der Teil der Strecke auf dem die Autobahn überquert wird. Ja ihr habt recht gehört, man überquert eine 6 bis 8 spurige Straße, das ist kein Problem… Für die die sich halt mit einem Auto anlegen, war es die letzte Überquerung (leider haben wir auch das gesehen). Ebenfalls beginnt hier der Teil der Strecke, quasi immer in der Nähe der Favelas, wo die Kinder zum Drachen steigen lassen auf die Autobahn gehen, denn da haben sie die wenigsten Stromkabel und relativ gesehen den meisten Platz. Die meisten der Kids stehen also zwischen der Betonabtrennung die die rechte von der linken Farbahn trennt. Ein Erwachsener ist nicht in Sicht. Nun drängte sich mir auch ganz klar die Antwort für den Verkehrsfunk auf. Gäbe es in diesem Land Verkehrsfunk würde er nur von spielenden Kindern, Personen und Hunden auf der Fahrbahn berichten und das im Sekundentakt. Denn Hunde gibt es an sich genauso viele auf der Autobahn wie Menschen.

Eine tolle Erfindung sind auch die Bushaltestellen an der Autobahn. Man hat eine kleine Mulde am Rand oder eine Bank, an Brücken setzt man sich unter die Brücke, wenn man nachts wartet oder an einem kalten Tag zündet man sich ein Feuer an und irgendwann kommt dann der passende Bus, dem winkt man, er hält auf der rechten Spur an und weiter gehts…

Ein weiterer Faktor ist die Ausschilderung der Ausfahrten, in Brasilien heißt es, du siehst das Schild, du fährst sofort und ohne zu überlegen raus. Dein Ziel wird in der Regel kein zweites Mal mehr anstehen. Was nun also wenn du ganz links bist und rechts raus mußt?? Kein Thema, brems ab und rechts rüber, wenn´s grad nicht geht, halt kurz an und fahr dann rechts rüber. Ausfahrt trotzdem verpasst? Kein Problem, wer nicht auf den nächsten RETORNO (quasi Autobahnkreuz das dich auf die andre Seite bringt) warten will, macht es wie die Polizei. Auf die Standspur und kurzerhand rückwärts fahren. Natürlich Menschen, Hunde und Be- und Umladeaktionen beachten!!

Motoboys und Motorräder sind generell immer wie Mittwoche, das ist ein Sprichwort hier. Immer in der Mitte von allem, wie der Mitwoch eben in der Mitte der Woche. Nur dass hier das Aufkommen von Mopeds auf der Autobahn um ein 100 faches höher ist als in Deutschland.

Auf unserer letzten Reise zum Strand haben wir nun ein Verkehrsschild entdeckt das lautet

Nao pare na Autoban, nem para comprar frutas… Halte nicht auf der Autobahn an, auch nicht um Früchte zu kaufen. Kann man sich das vorstellen…

Ich habe beinahe einen weiteren wichtigen Geschäftszweig vergessen. Obst und Gemüsehändler, Schnapshändler, Salamihändler haben ihre kleinen Stände an der Autobahn, direkt auf dem Standstreifen meistens. Desweiteren gibt es die Fliegenden Händler, diese treten sofort bei Stau in Kraft. Sie verkaufen Getränke, Kekse, Chips, kleine Kuchen, gebrannte Mandeln, Blumen für die Liebste wenn der Mann sich mal wieder verspätet… Bei Regen wird das Angebot sofort geändert und es kommen Regenschirme auf den Markt.

Zu guter letzt nun noch einmal zum Punkt des Warndreieckes. Wir hatten einen Nachbarn aus Frankreich, der sich super über die Pflanzenteile, Äste etc auf der Fahrbahn aufgeregt hat. Wir haben uns ehrlich gesagt keine Gedanken darüber gemacht, kommen ja vom Land, da kommts schon mal vor dass was auf der Straße liegt. Er, aus Paris, ist so was ja nicht gewohnt. Nun fahren wir also von Curitiba wieder nach Campinas auf der Estrada da Morte, bescheidener Name, Straße des Todes, Schlaglöcher von der Größe eines Mini Coopers, schmale Spuren, viele Laster und überall Pflanzen und Äste auf der Fahrbahn…nach jedem Ast wird der Abstand zum nächsten kleiner und dann ein kaputter LKW. Und das wieder und wieder. Nun wir haben also dann mal gefragt, Äste und Blätter dienen hier als Warndreieck… Gut zu wissen…

Zum Schluß bliebe also noch zu erwähnen, wir haben bisher noch keinen Unfall gebaut, sind immer heil ans Ziel gekommen und fühlten uns als richtig integriert und angekommen als wir das erste Mal auf ner Autobahnauffahrt umgedreht haben.

Im Durchschnitt fährt man 180km in 3 Stunden, auf der Autobahn…

 

Um also den Kreis zu schließen, das wichtigste bei einer Reise hier ist cool zu bleiben und daran zu glauben dass alles gut wird.

 

Entao, fiquem frios e tudo vai dar certo por voces (also bleibt cool und alles wird gut werden)

Mai 2008

Handyverträge in Brasilien

 

Heute möchte ich unser Erlebnis des Handyvertragsabschlusses hier in Brasilien mit Euch teilen.

Ansich beginnt die Geschichte vor grob einem Jahr. Als wir damals hier ankamen war uns relativ klar, dass wir ein Handy hier brauchen. Ebenfalls war uns klar dass ein Vertrag für 6-8 Monate Aufenthalt hier im Land nicht in Frage kommt. Was macht man also?? Man kauft sich prepaid, callya oder wie auch immer ihr es nennen wollt. Wir also mit unserer Relocationservice Frau Erna zum Claro Laden, ist ein Handyanbieter der Vodafone verdammt ähnelt und da ich ja Vodafone Goldkunde bin hat mich das sofort angesprochen, und zwei Prepaid Karten nebst Nummern erstanden. Alles easy… Die Nummer muß nun aktiviert werden. Hierfür ruft man einen Operator an und gibt seine CPF Nummer ein. Die CPF Nummer (Cadastro da Pessoa Fisica) ist so was wie eine Sozialversicherungsnummer, Steuernummer und Schufaauskunft in einem. Da wir diese Nummer selbstverständlich noch nicht hatten, hat Erna freundlicherweise ihre eingegeben. So dachten wir zu dem Zeitpunkt. Mehr konnten wir auch nicht tun, da Mangels Sprachkenntnissen wir weder mit der Frau im Handyladen, noch mit dem Operator kommunizieren konnten. Prepaid stellte sich als super heraus. Einmal abtelefoniert konnte man in den Supermarkt gehen und da wieder aufladen lassen. An Tagen wie Muttertag, Nationalfeiertag etc gab es gewaltige Bonusse(Boni, keine Ahnung wie die Mehrzahl von Bonus ist). So kamen wir super über die Runden, haben auch nie verstanden warum alle Brasilianer Prepaid so teuer fanden. Kamen wir doch mit 30 Euro beinahe über 4 Monate… Nun denn, machen wir einen Zeitsprung ins hier und jetzt.

Anfang April wieder hier angekommen, ich also als erstes mein Handy mit 10 Euro bestückt und gleich mal allen bescheid gegeben dass ich wieder da bin. Und dann der Schock – Handyfonieren ist tatsächlich teurer geworden in dieser Zeit, kann nicht anders sein…

Nach knappe einer Woche war weg was mir vor einem Jahr für einen Monat gereicht hat. Das kann nicht sein, Inflation total?? Nach weiterem nachdenken wurde mir klar es liegt nicht an den Tarifpreisen die gestiegen sind, nein, die waren noch klein, es liegt an meinen Sprachkenntnissen die zugenommen haben. Ich war in der Lage mich am Telefon mit Menschen zu unterhalten. Dies war mir in der Zeit vorher nur mit Thor möglich, der zumindest ab und an meine Sprache spricht J, meiner Sprachlehrerin, die genau wusste welche Worte ich kann und welche nicht und sonst quasi mit niemandem!! Pluspunkt für meine Sprachkenntnisse, Minuspunkt für den Geldbeutel. Nachdem ich dann im ersten Monat nun schon über 40 Euro vertelefoniert habe, man muß ja auch ständig mit jemandem was ausmachen, sich verabreden wo man Mittagessen geht etc. war mir klar ich brauche nen Handyvertrag.

Wir also wieder hin zum Claro Laden mit einem flauen Gefühl im Magen, ob wir das mit meinem Port auch hinbekommen, ist ja doch nicht fließend, wenn auch besser als vor nem Jahr. Im ersten Shoppingcenter war so was von die Hölle los in dem Laden dass ich mich nicht getraut habe… gestern aber kam mir in einem kleineren Shopping die Idee, im Claro Laden zu fragen ob jemand englisch kann. Das ging gut. Jonas konnte nicht nur englisch sondern war auch super hilfsbereit. Wer denkt das ist nun das glückliche Ende der Geschichte, weit gefehlt… Zuallererst war klar welche Verträge wir wollten, ich 84 Real Guthaben und Thor 64 Real, wir wollen unsere Nummer behalten… Alles klar. Jonas meinte dann, als erstes registriert er dann man unsere Handys auf unsere CPF Nummer. Ruft für uns beim Operator an, erklärt denen die Misere, als sie kamen hatten sie die Nummer noch nicht, er ruft für uns an um uns zu helfen. Blabla… Wunder welch, es ging nicht. Da Erna anscheinend nicht ihre CPF eingegeben hatte bzw ich ihren vollen Namen nicht kannte. Die Frauen haben den Nachnamen von Vater, Mädchennamen der Mutter und des Mannes. Leider kannte ich nicht alle. Nun denn, bleibt nichts anderes als eine neue Nummer zu beantragen. Okay, sagen wir kurz entschlossen, machen wir das… Und die Misere geht weiter… wir hatten die CPF und RNE und dachten das wäre alles was man braucht. Aber falsch gelegen. Man braucht ebenfalls einen Comprovante de Residencia (Beweis dass man einen Wohnsitz hat). Hierfür kann man den Mietvertrag nehmen, die Strom, Wasser, Gas oder Telefonrechnung die in deinem Namen sind. Dies alles haben wir (Noch) nicht, bzw wird im Namen von Bosch sein. Was also tun???

Wir inzwischen über eine Stunde in dem Handyladen, Jonas immer noch super hilfsbereit, fragt immer wieder seine Kollegen was man alternativ machen könnte…

Der Plan also, nehmt einen 10 Euro Tarif, denn dafür braucht man keinen Wohnsitz, das ist quasi der „Favelatarif“ für Leute ohne Wohnsitz aber mit Handy… und kommt dann wieder wenn die erste Rechnung an eure Adresse kam, das gilt dann als Wohnsitznachweis… Super, knappe 1,5 Stunden später fühlen wir uns also am Ziel… Aber weit gefehlt… Um den Vertrg fertigzustellen braucht er unsere Festnetznummer und die Nummer dreier Freunde von uns. Festnetz, dreimal raten, haben wir nicht… Skype zählt nicht… Also Kurzerhand die Nummer von 4 Freunden aus dem Handyspeicher geholt und eingetippt… Um meine Karte zu aktivieren musste ein Handy hinterlegt sein. Da ich mein supertolles deutsches handy aber nicht gegen ein neues tauschen wollte ergab sich erneut ein Problem. Das Brasilianische System akzeptiert keine Deutschen Handys. Ich dann also ein Motorola gekauft, Nummer aktiviert und Handy wieder zurückgegeben. Puxa Vida!! Es hat geklappt. Vertrag unterschreiben und Juhuuuu!!! Neue Nummer mit Vertrag, den ich zwar nicht wollte weil ich jetzt immer noch nur 10 Euro drauf hab, aber egal, sobald ich die Post habe kann ich den Tarif wechseln. Dies setzt aber vorraus, dass Bosch den Mietvertrag für die Wohnung unterschreibt und wir einziehen… Egal.

Thor hatte sich für ein neues Handy, Smartphone entschieden und war super happy, da dieses seinen PDA ersetzen soll den er geschrottet hat. Auch seine Nummer wurde aktiviert und gut. Per Handschlag verabschiedet von Jonas dem guten, noch schnell aufgeschrieben wann er arbeitet, falls es irgendwelche Probleme gibt und heim. Das erste was Thor gemacht hat… Klare Sache, sein Smartphone ausgepackt und dann die Mega Ernüchterung. Es ist alles in Portugiesisch. Die Laune auf dem Nullpunkt oder sogar etwas drunter, gibt er nach gewisser Zeit des Herumprobierens wie man die Sprache umstellen kann auf und geht joggen. Am Morgen danach, versuchen wir nun gemeinsam die Installation des Smartphones zu bewältigen. Mal sehen wer smarter ist, wir oder das Phone…

Als Fazit kann man sagen, wenn man hier in Brasilien einen Handyvertrag abschließen möchte braucht man Zeit, alle Dokumente der Welt, Nerven und Portugiesischkenntnisse die besser sind als meine im Moment, denn auf Port hätte ich das nicht geschafft, bzw den genialen Einfall zu fragen ob jemand englisch kann. Mal sehen ob uns die erste Rechung je erreicht und was wir für den Tarifwechsel alles brauchen werden.

 

Se deus quiser tudo vai dar certo… Wenn Gott will wird alles gut werden…

Bis zum nächsten Mal


Jessica

 

PS. Die erste Rechnung kam und es stellte sich heraus dass ein Tarifwechsel wohl nicht mehr notwendig wird da der „Favelatarif“ genau das richtige für uns war, trotz festem Wohnsitz J

 

PPS: Irgendwie bekomme ich plötzlich anrufe bei dem eine kleine Musik spielt, ähnlich die der Telekommelodie. Ignorieren hilft nicht, kommt immer wieder und zwar kommt der Anruf im 3 minütigem Abstand wenn man nicht abhebt. Hebt man ab kommt er drei mal am Abend… auch nicht besser, alles fängt um 18:03 Uhr an… Ob mich wohl die Telekom für den Wechsel zum brasilianischen Telefon strafen will??

November 2008

Hallo aus dem heißen Brasilien ins kalte Deutschland,

 

heute will ich mal wieder einen mehr oder weniger kurzen Bericht über viele kleine Details im Leben hier verfassen… Beginnen wir mit etwas erfreulichem…

Eines Nachmittags kam mir der Gedanke dass ich mal wieder versuchen könnte Maracujasaft zu machen… Nun gesagt getan, aber ich habe mit Hilfe geholt nämlich bei meiner Putzfrau Gloria. Gloria putzt einmal die Woche bei ihr und hat damit ihr Allgemeinwissen schon enorm verbessert. Sie weiß nun bescheid über Zeitverschiebung zwischen hier (Brasilien) und dort (Deutschland). Sie hatte noch nie etwas davon gehört dass die Zeit nicht überall die gleiche ist, nebenbei hab ich ihr dann noch ICQ-Chat mit Kamera erklärt, und noch versucht zu erklären warum man in Deutschland leider als normal Mensch keine Putz und Bügelfrau hat. Nun sie meinte Klasse wenn es da so teuer ist dass man sich als normaler Mensch keine Putzfrau leisten kann, geht sie nach Deutschland arbeitet da und wird reich… Nun den Versuch diesen Irrtum zu klären habe ich unterlassen. Es kam also der Tag, an dem ich hoch gebildet in ihren Augen und weltgereist die alles entscheidende Frage stelle, nämlich Gloria, weißt du wie man Maracujasaft macht. Sie schaut mich groß an und fragt: Aber Mädchen, warum weißt du das nicht??“ Ich sage also nur, nun ja in Deutschland haben wir keine frischen Maracujas. Sie schaut mich wieder mitleidig an und schreitet zur Tat… und HEUREKA!! Jetzt weiß ich wie man den heißgeliebten Saft macht. An sich einfach, Man nehme die Kerne und den Glibber der Frucht schmeißt es in den Liquifidicador (Mixer oder Pürierstab) und gibt etwas Wasser dazu. Nun mixen und danach sieben, mehr Wasser dazu evtl. Zucker und fertig. Ich Blödi hatte bisher einfach zu wenig Wasser dazu und somit hochprozentiges Konzentrat erhalten… Kleiner Ursache – große Wirkung, wenn man den saft zu hoch konzentriert trinkt zieht es einem den Magen zusammen so sauer ist es.

In den kommenden Wochen wurde mir ungefragt erklärt wie man Ananassaft mit oder ohne Minze, Orangensaft, Zitronenlimonade und etliche weitere Säfte macht.

 

Was mich ebenfalls beeindruckt in diesem Land ist die Kreativität der Leute wenn es darum geht sich arbeit zu beschaffen. Man stelle sich vor, man ist arbeitslos, bekommt nichts vom Staat und ist hungrig. Was kann man tun??

Punkt a) sehr wenig kreativ betteln vor dem Supermarkt.

Punkt b) Autoscheiben putzen an der Ampel

Punkt c) Blumen verkaufen an der Ampel

Punkt d) Bonbons und Kaugummi verkaufen an der Ampel

Punkt e) Getränke und Chips verkaufen im Stau

Punkt f) je nach Wetterlage Sonnen oder Regenschirme an der Ampel oder der

              Fußgängerzone verkaufen

Punkt g) Stühle vermieten – das finde ich extrem clever… Man nimmt zum Beispiel die nie endende Schlange bei der Bundespolizei. Jeder Ausländer muß sich dort anmelden, jeder Brasilianer seinen Paß beantragen, abholen, verlängern. Also gibt es kluge Menschen die mit Stühlen anrücken und sie an dich vermieten. Außerdem vermieten sie wenn Regen aufzieht, Regenschirme. Man sollte sich aber früh entscheiden einen zu mieten den je näher der Regen rückt je teuerer wird der Mietpreis.

Punkt h) Ansteller, ein Ansteller stellt sich für dich morgens in aller Herrgottsfrühe in einer Reihe an zum Beispiel bei Behörden. Wenn die Behörde dann öffnet, kommst du, nimmst den Platz des Anstellers ein, denn er stand ja für dich da an, und gehst als erster ins Amt ohne angestanden zu sein.

 

Natürlich sollen die Fruchtverkäufer, Bediener von Fotokopieren, Recycler und alle anderen nicht vergessen werden!!

 

Ebenfalls habe ich gelernt dass Diebstähle ungeahnte Folgen haben können…

 

Am eigenen Leib erfahren mussten wir leider den Einbruch in unser Auto. Dumme Ausländer parken ihr neues Auto in einer ruhigen Straße. Gefundenes Fressen sagt man sich da nur… Weg war zum Glück nicht das Auto J. Eingebrochen und geklaut wurde jedoch unser Radio, von dem das Frontteil vorschriftsmäßig abgemacht wurde, nur leider unter den Vordersitz gesteckt und nicht mitgenommen… Das Ersatzrad aus dem Kofferraum, und leider die Koffer von Thors Freundin die am Abend nach USA zurück fliegen wollte. Nun man kann sagen, positiv denken, somit hatte sie keinen Streß mit dem Gepäck aufgeben. Stimmt!! Aber übel ist es schon so ohne all deine Sachen… L.

Vor einiger Zeit erzählte mir dann meine Sprachlehrerin dass ihr Papagei gestohlen wurde. Ein kleiner, süßer, frecher und grüner Papagei der Loiro (das bras Lora) heißt. Nun was tun. Da sie in der nähe einer Favela wohnt war ansich relativ schnell klar, dass es warscheinlich die Kids aus der Nachbarschaft waren. Man setzt also die Information in Umlauf dass 100 Reais „Finderlohn“ bezahlt werden wenn Loiro zurückgebracht wird. Und siehe da, Loira wurde wiedergebracht.

Im Park in dem ich die letzten Monate an einem Fotokurs teilgenommen habe, waren in einem Stall 4 süße Hasen. Diese Hasen hatten einen eigenen Sicherheitsbeamten. Kein Witz… ein sehr netter, etwas einfach gestrickter Mann… Er hat die Hasen mehrmals am Tag gefüttert und da sie ja der Inhalt seines Auftrag waren hat er sie bewacht und ansich nicht aus den Augen gelassen… Nun, jeder Mensch muß mal wohin oder hat mal Hunger. Und genau in dieser Zeit wurde das Häuslein der Hasen aufgeknackt und der Hasendraht durchgeschnitten… klar dass die Hasen weg waren. GEKLAUT!!! (Wir gehen davon aus dass sie nicht mehr am Leben sind sonder verspeist wurden.) Der arme Wächter am Ende, da sein Arbeitsmittelpunkt nicht mehr vorhanden war, war es fraglich ob er noch arbeit hat… Eine Woche drauf war er tatsächlich nicht mehr da, gekündigt… Er hatte versagt…

Wie das Leben aber so spielt, wollten andere Leute ihre Hasen nicht mehr haben und haben sie im Park ausgesetzt. Somit kam unser Wärter Wochen später wieder zu einer Arbeitsstelle.

 

Ebenfalls geklaut wurden und Plakate und Banner die wir als Werbung für unseren Weihnachtsmarkt aufgehängt hatten. Auf der suche nach den Übeltätern kamen wir der Sache auf die Spur. Das Banner, aus einer Art LKW Folie gemacht, diente dazu ein Dach zu flicken, damit es nicht reinregnet und die Plakate auch aus LKW Folie waren zu Jalousien geworden. Ich meine grundsätzlich habe ich nichts dagegen wenn man Dinge wiederverwendet und umfunktioniert aber bitte doch erst nachdem der Event der auf den Plakaten angekündigt wird vorbei ist.

 

Eine weitere Besonderheit in Brasilien sind die Apotheken. In diesen Apotheken bekommt man jedes erdenkliche Medikament ohne Rezept. Man hat also Halsweh und Nebenhöhlenvereiterung und weiß schon dass man Antibiotika braucht. Wäre ja dumm Zeit beim Arzt zu verbringen. Nö. Auf zur Apotheke… Man schildert seine Krankheit, Apotheker meint dann mal naja an sich darf ich ja kein Medikament ohne Rezept ausgeben, ich könnte ja einen Herzfehler haben oder ne Allergie oder weiß Gott was. Dies ist der Punkt an dem man dann versichert außer den vorher genannten Beschwerden völlig gesund zu sein und dann wird der Apotheker mit einem lächeln fragen ob man denn das teurere Originalmedikament möchte oder das billigere „Kopierte“. Nun egal was man auswählt, man bekommt die Schachtel auf der sehr, sehr groß steht: VERSCHREIBUNGSPFLICHTIG!!! Stört aber keinen, man zahlt, man geht. Der Apotheker verabreicht auch Spritzen und Impfungen. Wenn man komische Ausschläge hat Diagnostiziert er auch. Was will man mehr im Leben als einen Apotheker des Vertrauens??

 

Soviel mal für den Moment, mit den gesammelten Unterschieden von hier nach da…

Meldet Euch mal wenn ihr Lust habt, demnächst wird es Fotos von Brasilia und Manaus geben, Reisebericht folgt sobald er verfasst ist.

 

Liebe Grüße

Jessica

 

Nov 08

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